Beten – sprechen mit Gott
Beten ist eigentlich ganz einfach. Beten ist Sprechen mit Gott. So wie man mit einem guten Freund spricht, so kann man auch mit Gott sprechen – glückliche Momente und Freude, so wie auch Leid, Trauer und Angst kann man mit ihm teilen.
Wenn das freie Sprechen mit Gott noch schwierig erscheint, dann kann man auch Gebete zu Hilfe nehmen, die die Kirche seit Jahrhunderten sammelt. – Hier sind einige Gebete zur Auswahl:
Grundgebete
Das Vater unser ist ein Gebet, mit dem Jesus seinen Jüngern gezeigt hat, wie man mit Gott sprechen kann.
Vater unser
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
In der Heiligen Messe
wird das Vater unser
mit diesem Text abgeschlossen:
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Ave Maria
Gegrüßet seist du, Maria,
voll der Gnade,
der Herr ist mit dir.
Du bist gebenedeit unter den Frauen,
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes,
Jesus.
Heilige Maria, Mutter Gottes,
bitte für uns Sünder
jetzt und in der Stunde unseres Todes.
Amen.
Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn,
unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige katholische Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.
In der Bibel – im Buch er Psalmen – sind 150 Gebete gesammelt, die schon sehr alt sind. Trotzdem findet man dort viele Gebete für alle Lebenslagen. Hier ein Beispiel:
Psalm 23
Der Herr ist mein Hirte.
Nichts wird mir fehlen.
Er lässt mich lagern auf grünen Auen
und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
Er stillt mein Verlangen;
er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen.
Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht,
ich fürchte kein Unheil,
denn du bist bei mir,
dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.
Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde.
Du salbst mein Haupt mit Öl,
du füllst mir reichlich den Becher.
Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang,
und im Haus des Herrn darf ich wohnen
für lange Zeit.
Die Glocken auf dem Kirchturm läuten, um uns an etwas zu erinnern. Zum Einen erinnern sie uns, dass eine Heilige Messe oder ein anderer Gottesdienst stattfindet. Zum Anderen läuten die Glocken regelmäßig dreimal am Tag: Am Morgen, mittags und am Abend. – Wir werden erinnert, dass Gott bei uns ist und deshalb sprechen wir auch hier mit Gott.
Ein paar Beispiele für Gebete im Laufe des Tages:
Morgengebete
Wenn die Sonn ist aufgegangen
und der Tag hat angefangen,
will ich Gott im Himmel droben
fröhlich und von Herzen loben.
Alles was wir heute tun,
beten, spielen, lernen, ruh’n,
soll gescheh’n in Jesu Namen
und mit seinem Segen.
Amen.
Die dunkle Nacht ist nun vorbei.
Die helle Sonne leuchtet neu.
Ich bin gesund und stehe auf.
Gott, segne meinen Tageslauf.
Die Nacht vergeht, die Sonne erwacht.
Sie hat den neuen Tag gebracht.
Ob er mir Freude bringt oder Leid,
Gott du bist bei mir jetzt und allezeit.
Amen.
Froh beginn’ ich diesen Tag
was auch immer kommen mag.
Immer bist ja du bei mir,
lieber Gott hab Dank dafür.
Gott, vorüber ist die Nacht,
gesund und froh bin ich erwacht.
Beschütz mich auch an diesem Tag,
dass mich kein Unfall treffen mag.
Lieber Gott, ich bin gespannt,
was der neue Tag mir bringt.
Leite mich durch deine Hand,
dass er schön wird und gelingt.
Wo ich gehe, wo ich stehe,
bist du, lieber Gott bei mir.
Wenn ich dich auch niemals sehe,
weiß ich dennoch, du bist hier.
Abendgebete
Alles lebt von deiner Güte,
alles lebt von deiner Macht.
Lieber Herr und Gott, behüte
jetzt auch mich in dieser Nacht.
Bevor ich mich zur Ruh‘ begeb‘,
zu dir, o Gott, mein Herz erheb‘
und sage Dank für jede Gab‘,
die ich von dir empfangen hab‘.
Lieber Gott, ich schlafe ein,
lass mich ganz geborgen sein.
Die ich liebe, schütze du.
Decke allen Kummer zu.
Und kommt der helle Morgenschein,
so lass mich wieder fröhlich sein.
Mittagsgebete
Wieder ist es Mittagszeit,
und das Essen steht bereit.
Was wir haben, kommt von dir.
Gott wir danken dir dafür.
Lieber Gott, du lädst uns ein,
Gast an deinem Tisch zu sein.
Jeden Tag willst du uns geben,
was wir brauchen, um zu leben.
Alle guten Gaben,
alles was wir haben,
kommt, o Gott, von dir.
Wir danken dir dafür.
Jeder hat in unsrem Kreis
seinen Platz, Herr, und sein Essen.
Jeder sagt dir Lob und Preis.
Keiner ist von dir vergessen.
Was ich habe kommt von dir,
was ich brauche gibst du mir.
Gut bist du, du liebest mich,
Guter Gott ich lieb auch dich.
Guter Gott:
Von deiner Gnade leben wir,
und was wir haben, kommt von dir.
So sagen wir dir Dank und Preis,
tritt segnend ein in unsren Kreis!
Mensch und Gott
Ein Christ ist auf eine lebendige Beziehung mit Gott angewiesen. – Am besten kann man das am Beispiel einer guten Freundschaft erklären: Bei einem guten Freund oder einer guten Freundin ist es doch selbstverständlich, dass man viel miteinander redet. Man versucht viel Zeit miteinander zu verbringen. Wenn ein Fest gefeiert wird, dann wird der Freund oder die Freundin mit eingeladen und wenn‘s einem einmal nicht so gut geht, wenn man Sorgen und Kummer hat, dann ist man in einer guten Freundschaft füreinander da, um zu helfen und zu trösten. – Wie entsteht so eine Freundschaft? – Eine gute Freundschaft entsteht, wenn man lernt sich gegenseitig zu vertrauen, wenn einem der Andere wertvoll ist und wenn man den Anderen ohne Bedingungen mag.
Genauso ist es in der Beziehung zu Gott. Im Alten Testament verrät Gott dem Moses seinen Namen. Er sagt: Ich bin der ,ICH BIN DA‘ (Ex 3,14). Der Name Gottes ist ein Angebot an alle Menschen. Gott ist wie ein guter Freund für uns. Auch wenn wir ihn mit unseren Augen nicht sehen können, so ist er immer da: er ist da, wenn es uns gut geht, um sich mit uns zu freuen und er ist da, wenn es uns schlecht geht, um uns zu helfen und uns Mut zu machen. Er ist da, wenn wir mal nicht mehr weiter wissen in unserem Leben, um uns den richtigen Weg zu zeigen. Jeder Mensch ist für Gott ganz wertvoll und er mag uns bedingungslos.
Gott ist da.
Er begleitet unser ganzes Leben.
Sprechen mit Gott
GOTT IST DA – das war für Moses zuerst einmal auch nicht leicht zu begreifen, aber wie bei einer guten Freundschaft hat er gelernt Gott zu vertrauen. Das geht nicht immer von heute auf morgen – es braucht manchmal Zeit. Ein guter Weg ist das Sprechen miteinander. Wir können mit Gott sprechen, so wie wir auch mit einem guten Freund oder einer guten Freundin sprechen. In der Kirche nennt man das ganz offiziell „beten“: beten heißt sprechen mit Gott! Für viele Menschen ist es schwer mit Gott so ganz normal zu sprechen. Sie sagen: Wie kann ich mit jemanden reden, den ich nicht sehe? – Glauben Sie auch, dass es schwierig ist mit jemanden zu reden, den man nicht sieht?
Eine Beobachtung: Ist Ihnen schon mal aufgefallen, wie sich ganz kleine Kinder verhalten, wenn ihnen z. B. von der Mama der Telefonhörer hingehalten wird. Die Mama sagt dann: „Sag mal was zu Papa!“ Das kleine Kind begreift zuerst mal garnicht, was dieses komische Kästchen (= Telefon) mit Papa zu tun haben soll. Es sieht den Papa nicht, also ist er nicht da. Aber das Kind ist erstaunt, dass in dem Kästchen der Papa spricht. Das Kind lernt mit der Zeit, dass es durchaus möglich ist, mit dem Papa zu sprechen, auch wenn es den Papa nicht sieht.
Für uns ist das Telefonieren ziemlich normal, oder? Aber auch hier sprichst man mit jemanden, den wir nicht sehen . . . und wieso soll das mit Gott nicht ebenso funktionieren? Das Sprechen mit Gott hat sogar Vorteile: es kostet keine Gebühren, man muss sich keine Telefonnummer merken und man brauchst auch kein Telefon dazu. – Das Sprechen mit Gott ist aber trotzdem etwas anders – man könnte meinen es wäre ein Monolog, weil nur einer spricht. Doch das stimmt nicht ganz. Ein kluger Mann hat mal gesagt: „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ (Antoine de Saint-Exupéry). Beim Beten müssten wir dann sagen: Man hört nur mit dem Herzen gut … – Die Antwort Gottes hört man mit dem Herzen!
Mit Gott kannst man überall sprechen. Allerdings gibt es Orte, die es uns leichter machen: in einer Kirche z. B. findet man Ruhe und Stille – gute Voraussetzungen, um mit Gott zu sprechen. Setzen Sie sich einfach hin und denken daran, dass Gott da ist. Sagen Sie ihm was Sie bewegt, danken Sie ihm für die schöne Zeit, die Sie erleben oder sagen Sie ihm was Ihnen Sorgen macht oder warum Sie traurig sind. Wenn Sie Beispiele lesen wollen, wie andere Menschen vor Ihnen mit Gott gesprochen haben, finden Sie im Gotteslob auf den ersten Seiten eine große Auswahl an Gebeten.
Eigentlich müsste man jetzt sagen: „Übung macht den Meister!“ – Das stimmt auch, aber wer „Meister“ geworden ist, wird sagen können, dass es ganz einfach ist: